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Von schreienden Nachbarn und der Mär der Chancengleichheit

Multikulturelle Blüten

Ich mag meine Nachbarn. Doch wirklich, das tue ich.
Vor allem die thailändische Familie, die unter mir wohnt.
Diese Menschen sind so höflich, sie lassen jeden
guterzogenen Kanadier wie den besoffene Prolet aus der
Eckkneipe dastehen. Einzig ihre wöchentliche Karaoke- Session
morgens um acht ist ihnen vielleicht vorzuwerfen. So klischeehaft
wie das klingen mag, so wahr ist es auch.


So viel zu den liebenswürdigen Nachbarn. Unsere multikulturelle Villa
im Herzen eines malerischen Gewerbegebiets wäre aber nicht komplett
ohne die Flodders Südosteuropas, deren Sohn, ebenfalls musikalisch
begabt, eine Karriere als Muezzin anzustreben scheint.
Der Geräuschkulisse nach zu urteilen geht dort etwas derartiges ab:
(für die maximale Authentizität bitte Lautstärke auf Maximum drehen)



Begleitet werden seine orientalischen Stimmübungen in der Regel durch seine Mutter, die nicht weniger als eine Virtuosin in Sachen "High-Heels-Rhytmn" in Mietwohnungen ist ("oh, du hälst null Uhr tatsächlich für eine angebrachte Zeit um schlafen zu gehen? Allow me to play you the song of my people.") So weit, so normal.

"Diesen versoffenen Studenten werden schon sehn was sie davon haben", werden sie wahrscheinlich jedesmal dann denken, wenn in meiner WG an einem Samstag Abend unter donnernden "Pumpen! Pumpen!"-Rufen mal wieder wissenschaftlich die Murmel geflutet wird (hier ein Link für alle unwissenden Kulturanalphabeten, die die offizielle Hymne Bielefelds noch nicht kennen).

Wie könnte ich ihnen ihren Lifestyle also verdenken? Das fragile Gleichgewicht des (Lärm)Schreckens in unserem Haus stellt sich schließlich nicht von alleine ein.


Schattenseiten hinter Nachbars Tür 

Derartige Querelen sind zwar nervig, tun aber niemanden weh. Krach tut der Gesellschaft keinen bleibenden Schaden an, ebensowenig meinem Gerechtigkeitsgefühl. Wenn man die Überlegung über meine Wohnsituation aber weiterspinnt, dann manifestiert sich aus dieser Story ein handfestes Problem, das sowohl Gesellschaft als auch Gerechtigkeitsgefühl betreffen.

Denn die Verbindung zwischen meinen Nachbarn und der Chancengleichheit in unsere fabelhaften BRD (ja Mutti, wir stehen gut da, fetten Dank!) besteht schlicht darin, dass der Mikrokosmos meiner Wohnverhältnisse stellvertretend für den krassen Kontrast zwischen möglichen Bildungskarrieren in Deutschland steht,. Und ein polterndes Parade-Negativbeispiel für diese genau über mir haust. Eines, das wahrscheinlich jeden gegen Bulgaren und Rumänen hetzenden Trachtenträger frohlocken lassen würde. 

Denn da ist die, von mir aufrichtig bemitleidete, alleinerziehende Mutter der südosteuropäischen Familie, die verzweifelt und wenig erfolgreich versucht ihre drei Kinder im Alter zwischen 14 und 18 irgendwie unter Kontrolle zu halten und ganz nebenbei zusätzlich für Ihre Enkelin zu sorgen.

Ja, ganz recht gelesen, Enkelin. Auf diese unsere Welt gebracht von der sechzehnjährigen Tochter, die vormals in einem Heim untergebracht war. Und damit ebenfalls ein Klischee bestätigt, welches wesentlich weniger harmlos ist als solche, mit denen ich etwa in den ersten zwei Absätzen gespielt habe. Nach Aussage der frischgebackenen Oma kam es dazu, weil "sie ein Baby wollte, weil man sich dann darum kümmern kann. Ich habe gesagt 'nein, mach nicht!', aber sie hat gemacht trotzdem."

Na schöne Scheiße.

Jetzt ist das Kind auf der Welt, und Oma darf drauf aufpassen während dessen "Mutti" jeden Abend ins Nachtleben entschwindet. Jede Nacht, wenn ich nun diesen kleinen, unschuldigen Menschen quängeln und weinen höre, male ich mir aus, welche Perspektive er wohl haben mag.


(Noch) Eine unbequeme Wahrheit, direkt nebenan 

Die unbequeme Antwort darauf lautet schlicht: eine verschwindend geringe.
Aus einem solchen Millieu auszbrechen ist wahrscheinlich wie den Kampf Davids gegen Goliath anzutreten. Ohne Schleuder. Mit drei Promille aufm' Kessel. Die Ungerechtigkeit schreit einem quasi ins Gesicht. Jede Nacht. 

Aber damit nicht genug. Noch wesentlich unbequemer ist noch das Bewusstsein, dass wir hier nicht von einem Staatsgeheimnis sprechen. Jedes Jahr aufs Neue sollte unser Gerechtigkeitsgefühl von Bildungs- und Migrationsberichten aufs übelste gepeinigt werden, Medien verschiedenster Coleur überschlagen sich mit Adjektiven wie "alarmierend" oder "schockierend", die Politik bescheinigt "nicht hinnehmbare Zustände" oder ähnliche Worthülsen. Und wie jedes Jahr ist nach 2 bis 3 Tagen alles verdrängt, ähnlich den Bildern von industrieller Massentierhaltung beim Genuss von 2-Euro-Hackfleisch.

Was können wir also gegen die chronisch kurze Aufmerksamkeitsspanne der angeblichen 4. Gewalt tun, um das Problem irgendwie handhabbar zu machen? Ich würde es zunächst damit probieren die fassbaren Faktoren meines Mikrokosmos darzustellen.

  1. Wahrscheinlich die offensichtlichste Problematik ist natürlich ganz platt- die Sprachbarriere. Wer seinen Bildungsweg schon mit elementaren Defiziten startet hat es unglaublich viel schwerer, den Inhalten zu folgen. Ein Problem, dass durch Kürzung von Geldern für Integrationsmaßnahmen wie z.B. Sprachkursen noch zusätzlich befeuert wird. Und das, obwohl selbst von den populistischten Schwachköpfen immer die Aneignung der Sprache als Fundament der Integration gefordert wird. Eindrückliches Beispiel der Verlogenheit gefällig?   Hier!
  2. Mit dem ersten Punkt unmittelbar zusammenhängend ist Gentrifizierung ein gravierendes Problem, welches neben der geografischen Ausgrenzung auch immense Auswirkungen auf den Spracherwerb hat. Denn, seien wir mal ehrlich, würden wir in Thailand in einer kleinen deutschen Enklave am Stadtrand leben, in dem nur Landsmänner wohnen, würden wir dann eifrig Thai lernen?                                                                                                 Eben.
  3. Diese Problematik lässt sich eins zu eins auf Schulklassen übertragen. Hier äußert sich das  Phänomen so, dass Eltern, deren Kinder auf sogenannte Problemschulen gehen, vermehrt ihre Kinder von der Schule nehmen und somit auch hier vor dem Missständen die Flucht ergreifen. Aus den Augen, aus dem Sinn. Um ehrlich zu sein kann ich natürlich nicht sagen, ob ich es anders machen würde, aber das Resultat ist klar. Übrig bleiben dann eben die Rütli-Schulen, in denen halt nur noch zehn Prozent der Kinder Deutsch als Muttersprache haben, was die Möglichkeit des "Voneinander-Lernens" natürlich auf nahezu Null eindämpft. 
  4. In die Liste fügt sich der Faktor unverschuldete Unwissenheit und Überforderung seitens der Einwanderer ein. Der Kreis zu meinem Mikrokosmos schließt sich hier insoweit, dass die (Groß-)Mutti über mir gar nicht die Möglichkeit hat ihre Kinder richtig zu fördern, selbst wenn sie das wollte. Die Versorgung und Erziehung von drei Kinders plus Enkelin im Einzelkämpfermodus lässt wahrscheinlich nicht viel Raum für Hilfe bei Hausaufgaben. Erst Recht nicht, wenn einem selbst die Sprache dieser fremd ist. Oder einem die, durchaus in gewissem Maße vorhandenen, Hilfsangebote nicht verständlich sind.
  5. Überforderung macht aber nicht bei alleinerziehenden Eltern halt. Natürlich spielen auch die Lehrkräfte eine zentrale Rolle. Sie haben die, sicherlich immens schwere, aber ebenso elementar wichtige Aufgabe, die individuellen Unterschiede der Kinder zu erkennen und, Achtung, jetzt kommts!, dann auch zu berücksichtigen. Eine vermeintlich offensichtiliche Erkenntnis, die unserem Schulsystem aber fremd ist. Zur Verdeutlichung dazu eine ganz simple Karrikatur, die aber alle weiteren Ausführungen überflüssig macht:


             (Im Allgemeinen auf unser starres Bildungssystem zutreffend, gewinnt aber im Kontext von Zuwanderern nochmal besonders an Brisanz. Quelle)

Darauf ein mentales High-Five an den guten Herrn Welslau, ein engagierter Lehrer, der diese Bezeichnung auch tatsächlich verdient, da er uns im Leistungskurs Englisch genau das vermittelte. 
Wenn ich abseits von ihm aber daran denke, wie manch absolut demotivierter, gesättigter Lehrzombie an der Berücksichtigung individueller Stärken und Schwächen scheiterte wird mir schwarz vor Augen. Und das bei besten Bedingungen, an meinem malerischen, kleinen Dorfgymnasium, zum Großteil besucht von artigen Schülern aus gutbürgerlichen Häusern, in dem es schon abgefahren war heimlich rauchen zu gehen...


Aber was kann ich als Einzelner schon an der Misere ändern?

Meine kleine fünf-Punkte-Liste reißt natürlich nur einige Faktoren eines sehr komplexen Sachverhalts an. Vielleicht kann sie aber den ein oder anderen kleinen Denkanstoss geben, der in den Kommentaren gerne ausgebreitet werden kann. Vielleicht ist darüber zu sprechen und nicht die Augen zu verschließen auch schon ein guter Anfang.

Wenn wir den allgemeinbekannten Unterfinanzierung von sozialer Arbeit und unserem Bildungssystem im Ganzen mal außenvorlassen, würde mir zunächst die Notwendigkeit in den Sinn kommen, Lehrer gezielt für die Erkennung von Kindern aus sozial schwierigen Verhältnissen zu sensibilisieren. Bleibt diese Erkennung aus, gehen noch so gut gemeinte Förderangebote an Familien vom Schlag der über mir wohnenden vorbei und die Negativspirale aus Bildungsferne, Perspektivlosigkeit und früher Elternschaft dreht sich immer weiter.

Wie finden wir Zugriff auf die klassische Bequemlichkeitsausrede in der Zwischenüberschrift, mit der ich mich selbst auch schon oft selbst vertröstet habe?

Nun, in meinem letzten Eintrag sprach ich ja von den diversen Nebenjobs die man so auf sich nimmt, um sich am Wochenende maßlos überteuertes Bier in irgendwelchen Klubs leisten zu können. Bei mir gehört Nachhilfe geben zu einer solchen Tätigkeit. Da ich in dem Bereich also schon über ein wenig Erfahrung verfüge habe ich mir für die nächsten Begegnung im Treppenhaus vorgenommen, meine Hilfe bei eventuellen Problemen mit Hausaufgaben anzubieten- ohne Bezahlung natürlich. Vielleicht kann man so im Kleinen mit einfachsten Mitteln einen guten Beitrag leisten.

Eine weitere Möglichkeit könnte sein, sich als Art Mentor ehrenamtlich für jemanden einzusetzen, der nicht so viel Glück hatte wie man selbst. Dieses "großer Bruder/ große Schwester"-Prinzip wird den Simspons-Kennern unter euch sicher geläufig sein und ist meines Erachtens eine tolle Möglichkeit, positiven Einfluss auszuüben. (es gibt solche Initiativen auch in Form von Hochschulgruppen, beispielsweise "Rock your life") Aus eigener Erfahrung als Nachhilfekraft kann ich sagen, dass man als älterer Typ einen enormen Vorbildeffekt auf pubertierende "Gangster"-Gees ausüben kann. Einen, von denen predigende Eltern nur träumen können.

Klar kann man auf diese Art und Weise die Republik nicht zu einem gerechten Ort machen, aber zumindest muss man sich dann nicht bei jedem neuen Bildungsbericht denken: "Ich beschissen ignoranter Sack. Aber was kann ich schon tun?" 

Abschließend möchte ich noch ein wirklich sehr gutes Zitat von Soziologie-Prof Albert Scherr bringen. In einem Artikel der taz heißt es über die Vorraussetzung zum Bildungsaufsteiger werden zu können:

"Weder Intelligenz noch Ehrgeiz noch ein starker Wille sei ausschlaggebend: „Den heroischen Einzelkämpfer gibt es nur im Spielfilm. Im wahren Leben braucht es Ermutigung.“ (http://www.taz.de/!120921/)




P.S.: 
Auch für Anregungen rund um das Designs des Blogs bin ich sehr dankbar, da ich im Moment noch fleißig am experimentieren bin! Deswegen an dieser Stelle schonmal großen Dank an den Kommentar von "W." unter dem letzten Eintrag!


-------------------------
Links, um sich in die grundlegende Problematik einzulesen oder Wissen zu vertiefen:
Bundeszentrale für Politische Bildung zu "Chancen und Bildung"
BPB zur angesprochenen Gentrifizierung


Kommentare

  1. Wieder son Designbeitrag. Aber auch nur ein Nachtrag. Tolle, wenn natürlich auch nicht vollständige, Übersicht zu Typografie. Wenn du eh Bock auf experimentieren mit der Gestaltung hast, ist sowas sicher sehr wertvoll auch zum Nachlesen zu haben. http://www.typogui.de/
    Willi ;)

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  2. Ermutigung ist ein guter Ansatz. Doch wozu möchtest Du Menschen ermutigen? Sollen sie anstreben, im Wohlstand leben? Dies funktioniert in unserem System hauptsächlich durch eine starke Reduzierung seiner privaten Identität. Das ist das Opfer, das zu oft erbracht werden muss, um sich als Zahnrad im Leistungsapparat und als Konkurrent im Haifischbecken bewähren zu können.

    Weg mit dem Stand nach Geburtsrecht und her mit der Möglichkeit durch Mühe und Leistung der Armut zu entgehen. Das war die Grundidee der Chancengleichheit und *plopp* schoss die Schule für alle aus dem Boden. Doch allein die Tatsache, dass alle die Schule besuchen dürfen reicht noch lange nicht aus, um Gleichheit zu gewährleisten.

    Die Realität ist doch: Wenn Du in Armut aufwächst und die Hilflosigkeit deiner Eltern erlebst, die Dir trotz Ganztagsmaloche dank Lohndumping und Zeitarbeit etc. schon vorleben, dass Mühe nicht zwangsläufig zu Wohlstand führt: Wie viel Motivation bringst Du dann mit, um Dich in der Schule einzubringen?

    (Zitat eines Kindes, dem kürzlich berichtet wurde, dass es von der Real- auf die Hauptschule wechseln muss: "Wieso soll ich jetzt überhaupt noch lernen? Als Hauptschüler muss ich eh nix koennen außer mir selbst in die Hand zu kacken und lande eh auf Hartz 4!")

    Welche Perspektive soll ich als Lehrer Kindern in Aussicht stellen, welche Motivation ihnen an die Hand geben, sich zu bemühen, wenn am Ende der Fahnenstange doch nur ein klitzekleiner Anteil auf sie herunterrieselt. Ein kleiner Anteil aus der Schatzkammer des Geldes, dass von einer verschwindend geringen, gierigen Minderheit gehortet wird?

    Dazu eine Statistik über die weltweite Verteilung des Geldes: wer-ist-reich.de

    Leider haben alle komplexen Probleme eins gemeinsam: Es gibt keine einfachen Lösungen und auch keine Patentrezepte. Doch ein Ansatz wäre es schonmal, mit dem Teilen anzufangen. Ausländer klauen unsere Jobs? Sie kommen nur wegen Hartz 4 und klauen unsere Steuern? Guess what? Wir haben viele Jahre lang bequem auf unserem Reichtum gelegen und es uns darauf sehr gemütlich gemacht in der Westlichen Hemisphäre. Dieser Reichtum basiert auf der Armut der restlichen Weltbevölkerung. Und jetzt haben wir Angst unseren Wohlstand mit anderen zu teilen, wir müssten ja unseren Status aufgeben, doch das ist nunmal das Opfer, dass erbracht werden sollte, wenn tatsächlich Gerechtigkeit das Ziel wäre und nicht Selbstgerechtigkeit.

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    1. Aber Hallo, das ist mal ein Kommentar nach meinem Geschmack! Danke dafür!

      Zunächst muss ich sagen, dass die vorgeschlagene Ermutigung meiner Meinung nach absolut nicht zu dem klassisch- platten Schema gute Noten → super Job → dicke Kohle führen soll. Wenn jemand in dem von Dir beschriebenen Hamsterrad der Konsumgesellschaft rennen will, so kann er das gerne tun, meine Ideale sehen aber anders aus.

      Mir schwebte bei den Gedanken an Ermutigung eher Ermutigung zu Bildung und somit Horizonterweiterung vor. Um zumindest die faire Möglichkeit zu haben, sich reflektiert mit unserem System auseinanderzusetzen, um dann eine eigene Bewertung zu treffen- Bildung als Schlüssel zur Mündigkeit in einer unheimlich komplexen Welt.

      Auch Deine Kritik an unserem Schulsystem teile ich in weiten Teilen und bestätigt meine Sichtweise auf diese, vor allen Dingen weil Du als Lehrer ja sozusagen eine Insider- Perspektive hast. Ich denke, dass starre Lehrpläne und vereinheitlichte Bildungsziele nicht erstrebenswert sind. Anstatt eine Institution der Gleichmacherei und Denknormierung wäre ein Ort zu schaffen, der selbstständig denkende Individuen erschafft, in bester „Club der toten Dichter“- Manier sozusagen.

      Wenn man hier eine Veränderung erreichen könnte, würden vielleicht mehr Menschen die elementare Ungerechtigkeit in unserer Gesellschaft erkennen und sich gegen die irrational kurzsichtige Weise zu wirtschaften auflehnen. Die Seuche Leiharbeit ist ja nur eines der jüngsten Blüten dieser Fehlentwicklungen.

      Welchen anderen Ansatzpunkt könnte man sonst finden, außer den Leuten irgendwie aus ihrer selbstverschuldeten Unwissenheit zu helfen, die von gewissen einflussreichen Kreisen sicher sogar irgendwie gewollt ist? Und die Medienmaschinerie fleißig auf die DSDS- und GermanysNextTopmodel- Trommel haut, um die Leute in ihrer prekären Lage einzulullen?

      Deswegen ist mein Vorschlag auch ein Hilfsangebot von unterer Ebene, zum Beispiel solche Patenprojekte. Vielleicht wäre es auch eine Idee, Oberstufenschüler als Alternative zum Religionsunterricht ein solches Patenprojekt als einen Kurs in „Sozialkompetenz“ anzubieten.
      Da von staatlicher Ebene in absehbarer Zeit keine Reformen in Sicht sind- erst recht nicht solange wir in der Bildungshoheit der Länder versumpfen- muss man wahrscheinlich versuchen, den Horizont anderer zu erweitern wo man kann.

      Ich freue mich über weitere Ideen und Antworten!

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  3. >Aber was kann ich als Einzelner schon an der Misere ändern?<

    Sie könnten, anstatt über das ach so schlimme Deutschland herzuziehen, der Mutter mit drei Kindern und einem Enkelkind als Lebensberater täglich tatkräftig zur Seite stehen, wenn sie ihnen so am Herzen liegt.

    Meine Mutter war alleinerziehend, ging täglich 12 Stunden arbeiten, und ich bin ganz okay geworden, meine ich.

    Ansonsten: Herrlich, wie hier wieder über unser Land geschimpft wird (auch bei Migazin las ich Sie).

    Die Kinder meiner japanischen Freunde wurden bei uns eingeschult, zuerst eine Klasse tiefer, weil sie noch kein Deutsch sprachen. Nach einigen Monaten übersprangen sie bereits zwei Klassen. Diese Familie hat NIE über Deutschland hergezogen.

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    1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    2. Vielen Dank dass Sie sich die Zeit genommen haben um meinen Beitrag zu lesen und zu kommentieren. Allerdings scheinen Sie leider nicht genau gelesen zu haben.

      Erstens ist es einer der diversen Vorteile unseres Systems (was im Grunde ein Gutes ist, ich habe auch nie etwas anderes behauptet), dass man seine Meinung frei äußern und konstruktive Änderungsvorschläge einbringen kann. Das hat nicht das geringste mit "auf ein/unser" Land schimpfen zu tun. Es zeigt lediglich, dass man immer noch etwas verbessern kann. Sollte man diesen Anspruch nicht haben, so würden wir jetzt sicher noch auf Bäumen sitzen und die Sonne anbeten. Unserem Land geht es nicht schlecht, doch ohne Reform bleibt nur Stillstand.

      Zweitens bezweifele ich auch nicht, dass Sie "ganz okay" geworden sind. SIe haben also von dem außerordentlichen Antrieb Ihrer Mutter profitiert, was Ihnen einen vernünftigen Weg ermöglicht hat. Eben dieses Glück haben aber nicht alle. Wenn die Eltern nicht wie in Ihrem Fall großen Einsatz zeigen und überfordert sind oder sogar resignieren, wie soll das Kind dann eine Chance haben? Darum geht es doch. Und darum, dass man die Kinder in solchen Fällen außerordentlich unterstützen muss.

      Drittens liegt mir schon etwas an den Nachbarn über mir und versuche tatsächlich, mit der Mutter und den Kindern in Kontakt zu stehen und bei Bedarf zu helfen. Glauben Sie es oder nicht.

      Gerne können SIe hier nochmal antworten und Ihre Argumente weiter ausführen, das würde mich wirklich freuen. Ich lasse mir allerdings auf einer schmalen Basis nicht vorwerfen, ich würde lediglich verunglimpfen und über Deutschland herziehen.

      Viele Grüße!
      Chris

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