Ahoi- hoi meine hochgeschätzten Muchachos!
Ich habe es dann doch mal wieder geschafft, meinen Hintern für einen neuen Eintrag aufzuraffen, der das Thema vom letzten Mal fortsetzen soll. Falls Ihr es aber unverzeilicherweise verpasst habt, es ging um die Boshaftigkeit unseres verkrusteten Bafög- Systems; also im weitesten Sinne wurde darüber gejammert, wie viel schwerer man es als Bildungsaufsteiger hat.
Und heute geht es.... -
Und heute geht es.... -
- genau dort weiter!
Just in diesem Moment hat mir das gute alte öffentlich- rechtliche
Fernsehen doch tatsächlich mal in die Hände gespielt und eine wirklich
großartige Doku über genau diese gigantische gesellschaftliche Baustelle
gesendet. Dort wurde die wirklich großartige und schwer beeindruckende
Arbeit von Herrn Yilmaz geschildert, der es sich zur Aufgabe gemacht
hat, Arbeiterkinder aus sozial schwächeren Schichten zur Aufnahme eines
Hochschulstudiums zu ermutigen. Sein Wirken schlägt somit genau in die
Kerbe die auch mir am Herzen liegt. Die eindrückliche Doku gibt es hier, bitte ansehen um einen Eindruck über ganz reale Probleme zu gewinnen! Vielleicht wichtigstes Zitat:
"Oft fehlt den jungen Menschen die schlichte, aber wirkungsvolle Botschaft eines Förderers wie Suat Yilmaz: "Ich glaub an Dich. Du schaffst das."
Nach diesem kurzen Exkurs aber weiter zu meiner "Arbeit" hier.
Auf der Suche nach der Nadel im riesigen Praktikums- Schei**haufen...
Also ich studiere ja im Master. Bin
jung. Motiviert. Voll im Saft sozusagen. Und bereit, mich in einem
Praktikum ordentlich reinzuhängen, sofern es das ist was ich zukünftig
mal tun möchte. Klar streng ich mich an und mach nicht nur nen Larry,
damit ich positiv auffalle. Man will ja schließlich zeigen was man auf
dem Kasten hat, was man an der Uni alles für bombastische Sachen gelernt
hat. Zumindest die Soft-Skills. Oder so.
Also
bewerbe ich mich mit vollem Elan, stundenlange Recherche in den ganzen
Praktikumsbörsen im Netz, zehntausende Praktika werden geboten. Und ab geht er! Junge
gut ausgebildete Menschen werden ja überall gesucht. Man ist sicher
gefragt! Demografischer Wandel! Fachkräftemangel!
Also
suche ich, Stunde um Stunde, Tag um Tag. Oh, in meiner Stadt gibt es ja
irgendwie nicht ganz so viel. Ärgerlich, aber im näheren Umkreis muss
es ja was geben. Nein? Ich muss einige Stellen übersehen haben...
Nächste Praktikumsbörse durchwühlen. Das passt auch nicht so richtig zu
mir. Naja, kommt auf die "vielleicht"- Liste, könnte man ja mal anrufen.
Junge gut ausgebildete Menschen werden ja schließlich überall gesucht.
Hmmmm, Moment, irgendwie kenne ich diese Ausschreibung doch irgendwoher.... Egal. weiter.
Was, Abendessen?! Wie spät ist es bitte schon wieder? Aber durchhalten, junge gut ausgebildete... Ach scheiß drauf.
Auf diese Weise ging das mehrere Wochen weiter, bis ich dann mal irgendwie 2- 3 passende Angebote gefunden hatte beziehungsweise ganz stur noch ein Paar Initiativbewerbungen rausgefeuert hatte. Vielleicht findet sich ja der ein oder andere in meinem kleinen Erfahrungsbericht hier wieder, und
Reife, dominante Firma mit Vorliebe für Turbo- Kapitalismus sucht junges Praktikanten- Bückstück für schmutzige Spielchen
Nun hat man also endlich mal ein paar Arbeitgeber gefunden, deren Stellenangebote nicht unterschwellig mit Anforderungen à la "hohe Belastbarkeit" oder "Zeit flexibel einzuteilen" nach stumpfer Ausbeutung muffen, schon wundert man sich warum zum Geier nichts von Vergütung zu lesen ist. Da braucht man nun wirklich nicht das Orakel von Delphi zu sein um zu checken, dass es damit sicher nicht weit her ist.
Welcome to my world. Ich für meinen Teil kann jetzt nur von meiner persönlichen Erfahrung sprechen, aber mindestens die Hälfte der für mich interessanten Angebote hielten es nicht für nötig, Arbeitskräfte, und seien es nur Praktikanten, wenigstens eine beschissene Aufwandsentschädigung zu zahlen. Und das meistens für Vollzeit. Genau diese Menschenfreunde sind es aber, die sich in ihren Ausschreibungen vor euphorischen Versprechungen geradezu überschlagen. Dazu hier eine persönliche kleine Auswahl des "Begriffe-Bullshit-Bingos" des Einstiegs in den Arbeitsmarkt, die sich beliebig austauschen lassen:
Was die Blutsauger GmbH Ihnen bieten kann!!
Okay, dezent übertrieben, aber in jeder Übertreibung steckt immer auch einiges an Wahrheit. Fakt ist aber, dass der Praktikantenreport 2012 im Schnitt 40 Prozent unbezahlte Praktika in Deutschland registriert hat. Das als "frech" zu bezeichnen ist im Gegenteil aber noch weit untertrieben. Bei dem Report wurden zuerst die Branchen Gesundheit, Öffentlicher Dienst und Bildung genannt. Hier sind jeweils 80 Prozent der Praktikanten unbezahlt.
80. Achtzig. ACHT-ZIG! Hallo?!
Ach, Gesundheit und Bildung sind ohnehin überbewertet.
Bei meiner Recherche stieß ich auf einen Blogger, der dieses unglaublich verlockende Angebot bekam. "Oh, ich arbeite also für Sie, unentgeltlich, und verliere auch noch alle Rechte an meinen Texten? - Das klingt absolut fair!" Beschissene Welt. Aber das schlimme ist, dass es anscheinend echt Peppys gibt, die sich auf so eine Abzocke einlassen. Was sind das bloß für Leute verdammt?! Ich kann es euch sagen, bei Youtube gibt es Nachrichtenberichte über sie:
Welcome to my world. Ich für meinen Teil kann jetzt nur von meiner persönlichen Erfahrung sprechen, aber mindestens die Hälfte der für mich interessanten Angebote hielten es nicht für nötig, Arbeitskräfte, und seien es nur Praktikanten, wenigstens eine beschissene Aufwandsentschädigung zu zahlen. Und das meistens für Vollzeit. Genau diese Menschenfreunde sind es aber, die sich in ihren Ausschreibungen vor euphorischen Versprechungen geradezu überschlagen. Dazu hier eine persönliche kleine Auswahl des "Begriffe-Bullshit-Bingos" des Einstiegs in den Arbeitsmarkt, die sich beliebig austauschen lassen:
Was die Blutsauger GmbH Ihnen bieten kann!!
- wundervoll-phantastische Einblicke in den Berufsalltag.
- ein mega- spitzenmäßiges Team
- unglaubliche "Networking" Chancen
- unerhört- überzogene Verantwortung
- hemmungslos- kriecherische Selbstaufopferung
- den Glauben, tatsächlich Aussichten auf Übernahme zu haben
- Freude an Geringschätzung
- ein dickes finanzielles Polster, da wir Ihnen für Ihre Lebenszeit einen feuchten Scheißdreck bezahlen werden
Okay, dezent übertrieben, aber in jeder Übertreibung steckt immer auch einiges an Wahrheit. Fakt ist aber, dass der Praktikantenreport 2012 im Schnitt 40 Prozent unbezahlte Praktika in Deutschland registriert hat. Das als "frech" zu bezeichnen ist im Gegenteil aber noch weit untertrieben. Bei dem Report wurden zuerst die Branchen Gesundheit, Öffentlicher Dienst und Bildung genannt. Hier sind jeweils 80 Prozent der Praktikanten unbezahlt.
80. Achtzig. ACHT-ZIG! Hallo?!
Ach, Gesundheit und Bildung sind ohnehin überbewertet.
Bei meiner Recherche stieß ich auf einen Blogger, der dieses unglaublich verlockende Angebot bekam. "Oh, ich arbeite also für Sie, unentgeltlich, und verliere auch noch alle Rechte an meinen Texten? - Das klingt absolut fair!" Beschissene Welt. Aber das schlimme ist, dass es anscheinend echt Peppys gibt, die sich auf so eine Abzocke einlassen. Was sind das bloß für Leute verdammt?! Ich kann es euch sagen, bei Youtube gibt es Nachrichtenberichte über sie:
"Wie, ich kann meine Miete garnicht mit wertvollen Praxiserfahrungen bezahlen? Achja?!"
Nun hat man also ein richtig interessantes Praktikum gefunden, passt perfekt in den Lebenslauf und in den erhofften beruflichen Werdegang. Da kann man schwach werden, auch wenn die Bezahlung mickrig ist. Die Stimme in mir fleht zwar:"Sei nicht dumm, lass dich nicht ausbeuten, du Idiot! Spiel das Spiel einfach nicht mit, du bist cleverer, durchschaust das."Wenn man aber erstmal ein paar Absagen kassiert hat wird man doch irgendwie schwach, glaubt mir. Besonders wenn der Arbeitgeber sehr renommiert ist. Und schon haben sie einen. Einmal kann man das ja mitmachen, es lohnt sich bestimmt. Ist ja auch wirklich nicht auszuschließen! Es kann also losgehen, aber halt!; ich habe ja vergessen, dass ich in meiner Stadt gefangen bin.
Was das heißen soll? Tja, wie oben gesagt, Praxiserfahrungen bezahlen leider keine Miete. Und wenn das Praktikum noch so prestigeträchtig ist. Ganz praktisch heißt das für mich einfach: wenn ich in der betreffenden Stadt niemanden kenne, bei dem ich mich für ein paar Monate einnisten kann, kann ich mir mein Praktikum dahin stecken wo keine Sonne scheint. Außer natürlich man steht auf Camping und Zeltromantik, da ich es mir nicht leisten kann, mir einfach mal irgendwo für drei Wochen ein Zimmer zu nehmen.
Für mich eine wahre Geschichte. Und dazu noch ein weiterer Mechanismus, wie Statusunterschiede reproduziert werden. Kein Vorwurf an die Leute, die es sich erlauben können, aber -durchaus interessante- Praktika ohne Vergütung sind mal wieder nur besser Begüterten vorbehalten, die dann später aufgrund dessen bessere Jobs abgreifen. Von der anderen Seiten her gesehen ist auch klar, dass die Unternehmen so weiter machen, solange sich eben Leute finden, die sich solche Praktika finanziell erlauben können.
Die Krone wird dem Ganzen davon aufgesetzt, dass sogar viele staatliche Institutionen keine Vergütung zahlen. Und wir reden von Positionen, in denen später Personen sitzen werden, die beträchtlichen Einfluss in unserer Gesellschaft haben. Und das, obwohl an X Standorten ohne Sinn und Verstand Gelder verpulvert und sinnlose Positionen geschaffen werden. Und Leute, hier geht es nicht etwas um Kaffee kochen, sondern um einflussreiche Positionen und Aufgaben.
Achtung, anschnallen, O- Ton:
""Erkenntnisse, dass die Frage des Lebensunterhalts ein Hindernis für Bewerberinnen und Bewerber darstellt, liegen nicht vor", teilte die Bundesregierung im Dezember 2006 auf eine Kleine Anfrage der Linksfraktion mit. Außerdem beinhalteten die Praktika in den Ministerien und im Kanzleramt demnach eines nicht: die "Pflicht zur Arbeitsleistung"."
...
Und die Moral von der Geschicht'?
Keine. Solange wir uns weiter für Wirtschaft und Institutionen bücken ist bestimmt kaum was zu machen. Und davon nehme ich mich persönlich wie gesagt nicht aus. Klar könnte ich jetzt kategorisch poltern:" Nehmt keine unbezahlten Praktika an!" Das ist aber leider so polemisch wie zu schreien "Esst nur noch Bio- Fleisch!". Es kommt für jeden auf die individuellen Umstände an. Man kann niemanden verurteilen der einen guten finanziellen Background hat und ein für ihn interessantes unbezahltes Praktikum annimmt.Trotzdem kann man berechtigt gegen Arbeitgeber pöbeln, die eigentlich die Möglichkeit hätten angemessen zu vergüten, dies aber schlicht nicht tun, weil sie Praktikanten als billige Arbeitssklaven oder Deppen vom Dienst sehen- und diese können sich wie gezeigt in jeder Branche finden. Wer an solch seelenlose Ausbeuter gerät ist gut damit beraten, stur seine Rechte einzufordern, denn ein paar hat man immerhin doch. Diese Infobroschüre der DGB- Jugend sollte eigentlich Pflichtlektüre für jeden Studenten sein.
Ansonsten kann man nur zu den Waffen des kleinen Mannes greifen und die Gauner durch den Dreck ziehen wo es nur geht, solange dies berechtigt ist. An der Pranger mit ihnen!! Warnt eure Kommilitionen! Gute Portale dafür zum Beispiel: http://www.meinpraktikum.de/, wo man Erfahrungsberichte über Arbeitgeber schreiben und vor schwarzen Schafen warnen kann.
Ebenfalls korrekt scheint mir http://www.fairwork-ev.de/ zu sein, die sich im Allgemeinen für die Rechte von Praktikanten einsetzen und sogar ein Zertifikat für gute Arbeitgeber ausstellen.
Oder einfach mal die bereits früher erwähnte Nicht-Bewerbung als ultimatives Zeichen der Verachtung raushauen! Touché!
Zum Schluss verbleibe ich mit der untertänigen Bitte, hier in den Kommentare über Eure schlechten aber natürlich auch guten Praktikumserfahrungen zu berichten. Zwar bekommt ihr dafür auch keine Kohle, aber vielleicht können einige Hoffnung machen, dass es doch nicht so unfair zugeht wie von mir Miesepeter beschrieben.
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Reingehauen,
Chris
geil .. http://jetzt.sueddeutsche.de/texte/anzeigen/585783/Der-Wert-des-Praktikanten
AntwortenLöschenVielen Dank für die Info, erstmal direkt einen Kommentar zu dieser Vorzeige- Sozialdemokratin druntergeklatscht. Da bräuchte man mal einen ordentlichen Shitstorm... -.-"
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